Ankunft und erste Woche in Togo
Sonntag, 6. Juni 2021:
Ich bin inzwischen seit einer Woche in Togo und habe seitdem viele neue spannende Eindrücke gewinnen können. Am 30.05. um 22:30 bin ich in Lomé, der Hauptstadt im Süden des Landes, angekommen, um gemeinsam mit Johannes am Projekt CenRES (Center for Renewable Energy Systems) zwischen der TH Wildau und der Universitäté Kara zu arbeiten. Johannes ist bereits seit 3 Monaten hier und ich werde ihn nun bis zu seinem Rückflug Ende Juni unterstützen und dann den Juli hier allein verbringen.
Nachdem ich am Flughafen der Hauptstadt Lomé von Johannes, Elias (Projektleiter in Togo) und Ako (unserem Fahrer) abgeholt wurde, ging es direkt ins Hotel. Bereits auf den Metern zwischen Flughafenausgang und Auto ist mir das warme schwüle Klima aufgefallen, das auch in den ersten Tagen meine größte Herausforderung bleiben würde. Von Tag zu Tag gewöhne ich mich jedoch besser an das Wetter und werde hoffentlich bald ohne Klimaanlage schlafen können. Auf dem Weg zum Hotel durfte ich Bananen probieren, die lokal angebaut werden und um Welten besser schmecken als die importierten Bananen in Deutschland.
Am Morgen nach meiner Ankunft ging es zur Universität von Lomé, wo wir mit dem DAAD-Verantwortlichen für Togo verabredet waren. Auf dieser Fahrt ist mir bereits der chaotische Verkehr aufgefallen. Es gibt kaum Ampeln und zwischen Autos und Motorrädern setzt sich derjenige durch, der öfter die Hupe drückt. An der Uni haben wir dann erst mit einem togolesischen Deutschlehrer über die Herausforderungen in der Lehre während der Corona-Pandemie gesprochen, dass vor allem der begrenzte Zugang zu Internet und Laptops den Unterricht über Online-Medien enorm schwierig gestalten. Zudem hat er den negativen Ruf Afrikas beklagt und würde sich wünschen, dass mehr Akademiker die Entwicklung im eigenen Land vorantreiben, anstatt eine Karriere in Europa zu verfolgen. Nicolas Leube vom DAAD hat uns anschließend von seinen aktuellen Projekten berichtet und uns wertvolle Tipps und Hinweise für unseren Aufenthalt in Togo gegeben. Danach haben wir die Stadt erkundet und sind zum Denkmal der Unabhängigkeit gefahren, das an die Unabhängigkeit von Frankreich ab dem Jahr 1960 erinnert. Anschließend ging es für uns auf den großen Markt. Ich habe bereits einige Märkte gesehen, aber auf keinem war so viel los wie dort. Es war voller Leute, man wurde von allen Seiten angesprochen und der Markt war so groß, dass wir uns ohne Elias wohl verlaufen hätten. Nach dem ganzen Trubel ging es deutlich entspannter weiter und wir sind zum öffentlichen Strand gefahren, wo wir einigen Einheimischen beim Fußball spielen zugesehen haben. Am Abend wurde der erste Tag wurde mit einem leckeren togolesischen Essen abgerundet, wo ich die Jungs eingeladen habe und für 3 Essen und 4 Getränke lediglich 5,60 € bezahlt habe.
Den nächsten Tag hatten wir ganz entspannt am Strand verbracht, bevor es am Mittwoch nach Kara ging , 420 km Richtung in Norden, einmal fast durch das komplette Land. Auf dem Weg haben wir eine Kriegsgräberstätte besichtigt, wo je ein Soldat aus Deutschland, Frankreich und England beigesetzt wurde, die alle drei während der Schlacht im ersten Weltkrieg 1914 ums Leben gekommen sind, als Deutschland seine Kolonialmacht über Togo an die anderen beiden Länder verlor. Neben der Gedenkstätte waren circa 40 Frauen zu sehen, die leidglich unter einem offenen Pavillon sitzend Kleider nähten. Als ich von diesem Ort Drohnenaufnahmen machte, zeigten sich mehrere kleine Kinder total erstaunt darüber und so ließ ich sie auch einmal fliegen, was eine unglaubliche Freude in ihnen ausgelöst hatte. Dabei ist auch das Bühnenbild entstanden. Das war ein wirklich sehr schöner Moment und es hat mich gefreut, diesen Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Unterwegs haben wir immer wieder an kleinen Straßenständen Halt gemacht und aus dem Auto heraus Baguettes oder Früchte gekauft. Das kannte ich so aus Deutschland auch noch nicht, aber hier wird viel lieber von solchen Ständen als vom Supermarkt gekauft.
Nach 8 Stunden Fahrt sind wir dann endlich angekommen und ich durfte meine Wohnung beziehen. Genau wie Johannes habe ich ein eigenes Apartment mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und Küche und bin sehr zufrieden und mit der Einrichtung.
Campus der Universität Kara
Der Campus der Universität Kara ist in Campus Nord und Campus Süd aufgeteilt.
Am Tag nach meiner Ankunft hat mich Elias über den Campus Süd geführt, der wie ein eigenes Dorf wirkt. 10.000 junge Menschen studieren hier und der Unterricht ist auf viele kleine Gebäude verteilt anstatt auf wenigen großen Gebäuden, wie ich es aus Wildau gewohnt bin. Hier werden vor allem Sprachwissenschaften und Wirtschaft gelehrt und damit werde ich hier den Großteil meiner Zeit verbringen, da ich auch den Deutschunterricht unterstützen werde. Der Entwicklungsstand der Gebäude ist hier zwar deutlich geringer hier, aber dennoch gefällt mir der Campus aufgrund seines dörflichen Charakters und den vielen Grünflächen.
Am nächsten Tag habe ich dann den Campus Nord besichtigt, wo vor allem die technischen Studiengänge angesiedelt sind und Johannes seinen Projekten nachgeht. Wir sind mit dem Bus dorthin gefahren, einen Fahrplan für die Busse gibt es jedoch nicht, aber nach Johannes Erfahrungen müsste gegen 7:00 Uhr der erste Bus kommen. Der ist aber direkt vor unseren Augen weg gefahren, der zweite Bus um 7:30 Uhr war zu voll, aber den dritten Bus um 7:40 Uhr haben wir dann bekommen. Der Busfahrer spielte um diese Uhrzeit Reggaemusik und wollte nach der Fahrt ein Foto mit uns machen.
Während sich der Campus Süd mitten in der Stadt und in der Nähe unserer Wohnung befindet, liegt der Campus Nord 20 km außerhalb der Stadt Der Campus ist komplett von Natur umgeben und man hat eine schöne Aussicht auf die Umgebung.
Am Campus angekommen, hat ein Studentischer Mitarbeiter uns zu sich ins Büro gewunken, und uns überaus gastfreundlich mit Kaffee und Keksen empfangen. Nach dieser tollen Begegnung habe ich dann noch den Laborleiter und Dekan kennengelernt, die ebenfalls sehr aufgeschlossen und freundlich waren. Als an diesem Tag zum ersten mal der Strom ausgefallen war, hieß es vom Laborleiter mit einem Hauch Ironie: „Bienvenue au Togo.“ (Willkommen in Togo) Stromausfälle sind hier an der Tagesordnung, aber halten normalerweise nur für wenige Minuten an. Ansonsten könnte es doch mal problematisch werden, vor allem wenn die Klimaanlagen ausfallen.
Gastfreundlichkeit
Vom ersten Tag an ist mir die Gastfreundlichkeit der Togoles*innen besonders positiv aufgefallen. Nur wegen mir haben unser Verantwortlicher Elias und mein Kollege Johannes die Fahrt in das 8 Stunden entfernte Lomé auf sich genommen, um mich persönlich vom Flughafen abzuholen und mir die Haupstatdt etwas näher zu bringen.
Noch viel dankbarer war ich dann jedoch, als ich mich nach 3 Wochen mit Malaria infiziert hatte. Ich hatte Elias angerufen und geäußert, dass es mir nicht gut ginge und ich über hohes Fieber klage. Er hat mich daraufhin sofort abgeholt und in die nächste Klinik gefahren, wodurch es mir nach wneigen Tagen schon wieder deutlich besser ging. Aus Sorge um mich hat er sogar die erste Nacht in der Klinik gemeinsam mit mir verbracht. Elias, dafür werde ich dir auf ewig dankbar sein! Aber auch sein Kollege Martin hat mich während dieser Zeit grandios unterstützt, mich mehrfach besucht und immer wieder gefragt, wie es mir geht und ob er mir etwas gutes tun kann. Ich danke auch dir sehr aufrichtig Martin!
Die dritte positiv prägende Erfahrung hatte ich dann in Kpalimé, wo ich mit Johannes zwei Nächte im Dschungel verbrachte, bevor es für ihn zurück in die Heimat ging. Eines Abends suchten wir verzweifelt nach einem offenen Restaurant und als wir zwei Jungs fragten, ob das Restaurant, vor dem sie saßen, noch offen habe, haben sie leider nein gesagt. Jedoch sind sie sofort aufgesprungen und haben uns in das nächste Dorf geführt, wo eine Frau in einem sehr kleinen Schuppen Lebensmittel verkaufte und Essen zubereitete. Die Dame hat dann für uns Nudeln zubereitet und als wir zahlen wollten, bestanden die Jungs darauf, das sie uns einladen. Nicht nur das, sie haben uns sogar noch eine Flasche Wasser gekauft und eine Flasche mit frisch gemahlenem Kaffee aus ihrem Dorf geschenkt. Obwohl sie selber nicht viel haben, teilen sie gerne das, was sie haben. Anschließend wurden wir von den Jungs sogar noch zu sich nach Hause eingeladen, wo wir mit dem Vater über seine Zeit in Deutschland gesprochen haben. Das war ein toller Abend und hat uns gezeigt, wie viele gute Menschen es hier gibt!